Rationalisierung
Im Wertschöpfungsprozess bezieht sich die Rationalisierung auf verschiedene Bereiche: auf einen effektiveren Umgang
mit Vorprodukten, oder den Energieverbrauch zum Beispiel. Uns soll aber die Arbeitsrationalisierung interessieren. Denn
der wichtigste Markt in der realen Wirtschaft ist der Arbeitsmarkt.
Wenn ich von einer Firma ein Produkt X erwerbe ist für mich vorrangig das Preis-Leistungsverhältnis von Interesse. Wie
und mit welchem Aufwand dieses Produkt entstanden ist gehört in der Regel nicht zum Auswahlkriterium.
Eine Firma beschäftigt 100 Menschen um eine bestimmte Warenmenge herzustellen. Durch Rationalisierung, z.B. mit
neuen Maschinen, sind nun noch 70 Menschen nötig um die gleiche Warenmenge in der gleichen Zeit herzustellen.
Diesen Sachverhalt gehen wir nun Punkt für Punkt durch.
Wenn man eine bestimmt Arbeit zu leisten hat - im Haushalt als Beispiel, ist es ja sehr von Vorteil, durch rationelles
Vorgehen diese Arbeitsleistung mit möglichst geringem Zeitaufwand zu absolvieren. Es bleibt einem mehr freie Zeit für
anderes, für die Familie, Freunde, Hobbys. Notwendige Arbeit flott zu erledigen ist also ein Vorteil. Im Beispiel der Firma
könnte diese bedeuten, alle hundert Menschen bleiben beschäftigt, haben aber bei gleichem Gehalt 30% mehr Freizeit.
Für mich als Kunden ändert sich nichts. Ich erwerbe das Produkt X für den gleichen Preis - den Aufwand für die
Schaffung von X sind für mich nach wie vor ohne Kenntnis und Belang. In der Realität wirkt sich die Rationalisierung aber
anders aus.
Zunächst gibt es ja konkurrierende Unternehmen. Wenn man gegenüber der Konkurrenz einen Preisvorteil (hier also
durch Rationalisierung) bei gleicher Qualität des Produktes erreicht, ist dies ein Wettbewerbsvorteil. Der ist natürlich nur
erreichbar, wenn nicht mehr so viele Arbeitnehmer bezahlt werden müssen. Jedes Unternehmen kennt diese Situation
und aus der Sicht der Arbeitnehmer hört sich das so an: um den Bestand möglichst vieler Arbeitsplätze zu sichern muss
leider ein Teil der Belegschaft gehen. Eine Alternative dazu liegt darin, die Arbeitszeit zu reduzieren ohne Lohnausgleich.
Für mich als Kunden ergibt sich die Situation, dass das Produkt X preisgünstiger zu haben ist. Als Kunde werde ich also
zu einem Gewinner der Rationalisierung. Der Wettbewerbsvorteil kann natürlich auch zu mehr Umsätzen führen - bei
einzelnen Unternehmen, in deren Folge die Einsparungen an Personal geringer ausfällt. Dafür fallen aber bei den
Wettbewerbsverlierern mehr Arbeitsplätze weg. Niedrige Preise locken zudem Kunden an, für die das Produkt nun
attraktiv geworden ist. Was die Umsätze erhöht und so wiederum zu mehr Arbeitsplätzen führen kann.
Die Kunden sind aber nicht die einzigen Konkurrenten des einzelnen Arbeitnehmers bei der Verwendung des
Rationalisierungsgewinnes. Unternehmen sind nicht nur dazu da etwas zu produzieren und Einkommen für Arbeitnehmer
zu schaffen, sondern sie sind auch dazu da, investiertes Kapital zu verzinsen. Das Kapital sucht
Investitionsmöglichkeiten mit einer möglichst guten Verzinsung. Damit stehen die Unternehmen nicht nur in Konkurrenz
um die Kunden, sondern auch im Bezug zu Investoren. Aus der Sicht der Arbeitnehmer hört sich das so an: um den
Standort zu sichern wird es notwendig sein, die Arbeitskosten zu senken, denn sonst wandert das Kapital bzw. das
Unternehmen zu günstigeren Standorten ab.
Der Kuchen “Rationalisierungsgewinn” wird also auf drei Gruppen aufgeteilt die um ihn in Konkurrenz zueinander stehen:
Arbeitnehmer, Kunden und Investoren. Die Praxis zeigt, das vor allem Kunden und Investoren die größten Gewinner
sind. Da Rationalisierung in der Regel ein normaler oder natürlicher Innovationsprozess ist (Stichwort technischer
Fortschritt), bedeutet das für Arbeitnehmer, dass sie zwangsläufig in zunehmendem Maß ihren Arbeitsplatz verlieren. Nur
durch eine ständige Ausweitung der Produktion von Waren und Dienstleistung lässt sich dies verhindern. Doch selbst
wenn durch Wirtschaftswachstum die Arbeitsplatzverluste kompensiert werden können, so wirkt das nicht auf Dauer: um
dieses zu verstehen muss man Konsequent vom Kapital her denken, was im folgenden Kapitel Kapital - ismus gemacht
werden soll.
An dieser Seite wird noch gebastelt!
Klaus Dieter Schley, 2011 - 2019