Geldreform Der Storybeutel

Die Inflation

Im vorherigen Kapitel “Zins” habe ich als Maßstab zur Beurteilung eines Zinsgeschäftes den persönlichen Zins-Break- Even erläutert. Diese Sichtweise ist in der (vorherrschenden) Finanzwirtschaft aber völlig unbekannt. Als Maßstab gilt dort die Inflation bei der Beurteilung einer Geldanlage. Was aber ist eine Inflation? Der Begriff Inflation wird im Alltag verwendet im Zusammenhang mit Preissteigerungen. Kurz: Preissteigerung = Inflation. Gemessen wird diese Preissteigerung anhand eines “Warenkorbes”. In dem Korb sind vor allem Produkte des täglichen Bedarfs. Muss man für den Warenkorb mehr bezahlen als zu einem früheren Zeitpunkt, liegt eine Inflation vor - so die amtliche Verlautbarung. Im Kapitel “Markt” haben wir gesehen, dass der Preis einer Leistung abhängig ist vom Verhältnis Angebot zur Nachfrage. Steigt die Nachfrage bei gleichem Angebot steigt somit der Preis. Wenn man nun daraus schließt, ein steigender Preis für die gleiche Leistung” sei nichts anderes als Ausdruck einer Nachtfragesteigerung bei gleichem Angebot wäre das aber ein gedanklicher Kurzschluss. Denn tatsächlich können Preise auch dann steigen, wenn die Nachfrage nicht steigt - oder sogar fällt! Das liegt am Zwischentauschmittel Geld, das - wie wir wissen - erstens keinen Wert an sich hat, zweitens im wesentlichen einen Vertrag zwischen Gläubiger und Schuldner darstellt und drittens, prinzipiell beliebig vermehrt werden kann. Wenn die Realwirtschaft 100 Wirtschaftseinheiten (WE) herstellt und es insgesamt 100 Geldeinheiten (GE) gibt entspricht eine Geldeinheit einer Wirtschaftseinheit. Wenn aber 105 GE vorhanden sind bei 100 WE ist die Tauschoption pro GE entsprechend geringer - wenn sie nachfragewirksam werden: 100WE / 105GE = 0,952 WE . Das Geld hat an Tauschwert verloren - es ist weniger wert, weil ja im Verhältnis zur realen wirtschaftlichen Leistung mehr davon vorhanden ist. Das Wort Inflation stammt aus dem lateinischen und bedeutet soviel wie “sich Aufblasen” oder Aufschwellen. Bezogen auf das Finanzsystem “bläst” sich nicht der Preis auf, sondern die Menge des Geldes. Da Geld eine Option auf real wirtschaftliche Waren und Dienstleistungen ist, verliert die Option an Wert im Verhältnis zur Ware, also steigen die Preise. Die Preissteigerung selber bildet nicht die eigentliche Inflation, sie ist nur die Messskala der “Geldmengenaufblasung”. Auch wenn die Preise nicht steigen, also wenn der “Warenkorb” nicht teurer wird, kann eine Inflation vorliegen: Die steigende Geldmenge strömt an die Börse und triebt die Kurse der Wertpapiere hoch. Hier wird die Inflation sogar als erwünscht angesehen! Allerdings kann eine “spekulative Blase” entstehen, die sich nicht nur auf Wertpapiere bezieht, sondern auch Metalle, Rohstoffe, Immobilien und Nahrungsmittel. Man kann durchaus sagen, für reichlich vorhandenes Geld, oder auch “überflüssiges” Geld wird nach Anlagemöglichkeiten mit Gewinnchancen gesucht und dies führt zu einer tatsächlichen, oft auch nur scheinbaren - also optional - steigenden Nachfrage. Inflation ist also, wenn die Geldmenge stärker steigt als die reale wirtschaftliche Leistung. Gemessen wird die Inflation anhand von Preissteigerungen - also Tauschwertverlust. Wenn das Geld durch die Inflation von seinen Tauschwert verliert, bedeutet das aber auch, das jemand, der sein Geld verleiht, weniger Kaufkraft zurück bekommt und dieser Verlust unter Umständen nicht durch Zinserträge ausgeglichen wird. Das Verhältnis zwischen Zinsertrag und Inflation kennzeichnet den Ertragswert einer Geldanlage. Wenn eine zehnjährige Geldanlage mit 3% pro Jahr netto (nach Steuern) verzinst wird, die Inflation Jahr für Jahr 2% beträgt, dann beträgt der Nettoertrag 1% der Geldanlage. Paradoxerweise wird die Inflation nicht nur negativ gesehen. Die Inflation “bereinigt” demnach zu große Geldmengen, indem sie diese auf ein realistisches Tauschwertverhältnis reduziert. Denn der nominale Wert des Geldes trifft ja im Kern keine objektive Aussage über den Warenwert. So spekuliert man damit, dass die Schulden von Staaten zum Beispiel, die nominal - von der Zahl her - zu hoch sind, durch eine entsprechend hohe Inflation real gesenkt werden können ohne das getilgt werden muss. Betragen die Schulden 100GE und die Inflation in einem bestimmten Zeitabschnitt 10% so beträgt die Kaufkraft der Schulden nur noch 90GE. Diese Rechnung setzt allerdings voraus, dass die Wirtschaft von der Inflation in ihrer Leistung unbeeinflusst bleibt! Nicht jede Preissteigung ist ein Zeichen von Inflation. Dennoch kann es zu Preissteigerungen kommen ohne das diese vom Verhältnis Angebot zu Nachfrage gerechtfertigt wäre, noch das diese durch Geldmengenausweitung begründbar wäre. Tief verankert im Bewusstsein aller Markteilnehmer liegt das Wissen um den schwindende Wert des Geldes. So hatte die DM als eine der stabilsten Währungen nach dem 2. Weltkrieg rund 80% ihrer Kaufkraft verloren bis sie vom Euro abgelöst wurde. Da jeder zumindest ahnt, Geld besitzt keinen dauerhaft bleibenden Wert an sich, wird jede Gelegenheit genutzt, den Verkaufspreis der eigenen wirtschaftlichen Leistung teurer zu verkaufen um zunächst einmal mehr zu verdienen und damit die erwartete Inflation mindestens zu kompensieren. Die Lohn-Preisspirale basiert zum Teil auf diese verinnerlichte “Wertschätzung” des Geldsystems. Bevor ich diese Verinnerlichung untersuche, müssen wir auf unserem fundamentalen Kriechgang eine kleinen Abstecher in die Abteilung Rationalisierung durchführen.
An dieser Seite wird noch gebastelt!
Klaus Dieter Schley, 2011 - 2019
Geldreform Der Storybeutel

Die Inflation

Im vorherigen Kapitel “Zins” habe ich als Maßstab zur Beurteilung eines Zinsgeschäftes den persönlichen Zins-Break- Even erläutert. Diese Sichtweise ist in der (vorherrschenden) Finanzwirtschaft aber völlig unbekannt. Als Maßstab gilt dort die Inflation bei der Beurteilung einer Geldanlage. Was aber ist eine Inflation? Der Begriff Inflation wird im Alltag verwendet im Zusammenhang mit Preissteigerungen. Kurz: Preissteigerung = Inflation. Gemessen wird diese Preissteigerung anhand eines “Warenkorbes”. In dem Korb sind vor allem Produkte des täglichen Bedarfs. Muss man für den Warenkorb mehr bezahlen als zu einem früheren Zeitpunkt, liegt eine Inflation vor - so die amtliche Verlautbarung. Im Kapitel “Markt” haben wir gesehen, dass der Preis einer Leistung abhängig ist vom Verhältnis Angebot zur Nachfrage. Steigt die Nachfrage bei gleichem Angebot steigt somit der Preis. Wenn man nun daraus schließt, ein steigender Preis für die gleiche Leistung” sei nichts anderes als Ausdruck einer Nachtfragesteigerung bei gleichem Angebot wäre das aber ein gedanklicher Kurzschluss. Denn tatsächlich können Preise auch dann steigen, wenn die Nachfrage nicht steigt - oder sogar fällt! Das liegt am Zwischentauschmittel Geld, das - wie wir wissen - erstens keinen Wert an sich hat, zweitens im wesentlichen einen Vertrag zwischen Gläubiger und Schuldner darstellt und drittens, prinzipiell beliebig vermehrt werden kann. Wenn die Realwirtschaft 100 Wirtschaftseinheiten (WE) herstellt und es insgesamt 100 Geldeinheiten (GE) gibt entspricht eine Geldeinheit einer Wirtschaftseinheit. Wenn aber 105 GE vorhanden sind bei 100 WE ist die Tauschoption pro GE entsprechend geringer - wenn sie nachfragewirksam werden: 100WE / 105GE = 0,952 WE . Das Geld hat an Tauschwert verloren - es ist weniger wert, weil ja im Verhältnis zur realen wirtschaftlichen Leistung mehr davon vorhanden ist. Das Wort Inflation stammt aus dem lateinischen und bedeutet soviel wie “sich Aufblasen” oder Aufschwellen. Bezogen auf das Finanzsystem “bläst” sich nicht der Preis auf, sondern die Menge des Geldes. Da Geld eine Option auf real wirtschaftliche Waren und Dienstleistungen ist, verliert die Option an Wert im Verhältnis zur Ware, also steigen die Preise. Die Preissteigerung selber bildet nicht die eigentliche Inflation, sie ist nur die Messskala der “Geldmengenaufblasung”. Auch wenn die Preise nicht steigen, also wenn der “Warenkorb” nicht teurer wird, kann eine Inflation vorliegen: Die steigende Geldmenge strömt an die Börse und triebt die Kurse der Wertpapiere hoch. Hier wird die Inflation sogar als erwünscht angesehen! Allerdings kann eine “spekulative Blase” entstehen, die sich nicht nur auf Wertpapiere bezieht, sondern auch Metalle, Rohstoffe, Immobilien und Nahrungsmittel. Man kann durchaus sagen, für reichlich vorhandenes Geld, oder auch “überflüssiges” Geld wird nach Anlagemöglichkeiten mit Gewinnchancen gesucht und dies führt zu einer tatsächlichen, oft auch nur scheinbaren - also optional - steigenden Nachfrage. Inflation ist also, wenn die Geldmenge stärker steigt als die reale wirtschaftliche Leistung. Gemessen wird die Inflation anhand von Preissteigerungen - also Tauschwertverlust. Wenn das Geld durch die Inflation von seinen Tauschwert verliert, bedeutet das aber auch, das jemand, der sein Geld verleiht, weniger Kaufkraft zurück bekommt und dieser Verlust unter Umständen nicht durch Zinserträge ausgeglichen wird. Das Verhältnis zwischen Zinsertrag und Inflation kennzeichnet den Ertragswert einer Geldanlage. Wenn eine zehnjährige Geldanlage mit 3% pro Jahr netto (nach Steuern) verzinst wird, die Inflation Jahr für Jahr 2% beträgt, dann beträgt der Nettoertrag 1% der Geldanlage. Paradoxerweise wird die Inflation nicht nur negativ gesehen. Die Inflation “bereinigt” demnach zu große Geldmengen, indem sie diese auf ein realistisches Tauschwertverhältnis reduziert. Denn der nominale Wert des Geldes trifft ja im Kern keine objektive Aussage über den Warenwert. So spekuliert man damit, dass die Schulden von Staaten zum Beispiel, die nominal - von der Zahl her - zu hoch sind, durch eine entsprechend hohe Inflation real gesenkt werden können ohne das getilgt werden muss. Betragen die Schulden 100GE und die Inflation in einem bestimmten Zeitabschnitt 10% so beträgt die Kaufkraft der Schulden nur noch 90GE. Diese Rechnung setzt allerdings voraus, dass die Wirtschaft von der Inflation in ihrer Leistung unbeeinflusst bleibt! Nicht jede Preissteigung ist ein Zeichen von Inflation. Dennoch kann es zu Preissteigerungen kommen ohne das diese vom Verhältnis Angebot zu Nachfrage gerechtfertigt wäre, noch das diese durch Geldmengenausweitung begründbar wäre. Tief verankert im Bewusstsein aller Markteilnehmer liegt das Wissen um den schwindende Wert des Geldes. So hatte die DM als eine der stabilsten Währungen nach dem 2. Weltkrieg rund 80% ihrer Kaufkraft verloren bis sie vom Euro abgelöst wurde. Da jeder zumindest ahnt, Geld besitzt keinen dauerhaft bleibenden Wert an sich, wird jede Gelegenheit genutzt, den Verkaufspreis der eigenen wirtschaftlichen Leistung teurer zu verkaufen um zunächst einmal mehr zu verdienen und damit die erwartete Inflation mindestens zu kompensieren. Die Lohn- Preisspirale basiert zum Teil auf diese verinnerlichte “Wertschätzung” des Geldsystems. Bevor ich diese Verinnerlichung untersuche, müssen wir auf unserem fundamentalen Kriechgang eine kleinen Abstecher in die Abteilung Rationalisierung durchführen.
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Klaus Dieter Schley, 2011 - 2022