Die Betrachtung, die im Folgenden von mir über den “Markt” angestellt werden, hauen nahezu alle Ansichten von der
Bühne, die in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft über “den Markt” vertreten werden. Dies gelingt mir umso leichter, weil
über das was unter “Markt” zu verstehen sei wohl grundsätzlich keine Klarheit besteht. Dabei, denke ich, ist es doch so
einfach! Man braucht nur genau hin zuschauen. Das wollen wir nun machen!
Was ist eigentlich der “Markt” und welches sind seine bestimmenden Eigenschaften? Recht leicht kann man die Frage
beantworten bei einem Besuch eines Flohmarktes:
Zunächst einmal findet man dort Marktbeschicker. Diese haben Waren, die sie zum Verkauf anbieten. Wir haben also
eine Leistung (Waren) so wie Anbieter. Wenn es bei dieser Aufstellung bliebe würde der Markt nicht funktionieren
können. Wir brauchen auch Menschen; die diese Waren haben wollen und dafür bereit sind einen Preis zu bezahlen. Die
Menschen, die dieses wollen, haben also ein Bedürfnis das sie auf dem Markt in Form von Nachfrage zum Ausdruck
bringen. Anbieter und Nachfrager werden sich nun für die Leistung (Waren) über einen Preis verständigen müssen.
Somit können wir feststellen, das ein Markt aus Angebot und Nachfrage so wie Preis und Leistung besteht. Diese vier
Punkte können wir grundsätzlich auf allen Märkten als Kernelemente beobachten. Es lässt sich sagen, ein Mark
existierte nur, wenn es Angebot, Nachfrage, Preis und Leistungen gibt. Des Weiteren kann beobachtet werden, wie all
dieser vier Punkte auf geradezu magisch anmutende Weise miteinander verbunden sind. Ein Markt ist, wenn alle vier
Elemente vorhanden sind und ein Markt ist nicht, wenn auch nur eines dieser Elemente fehlt. Ein Markt ist nicht
vorstellbar wenn es nicht zu einer Preisbildung kommt, oder wenn keine Anbieter da sind oder die Anbieter gar keine
Waren, Dienstleistungen oder Rechte anzubieten haben und einen Markt kann man sich auch nicht vorstellen, wenn es
gar kein Bedürfnis, damit keine Nachfrage und entsprechende Nachfrager gibt.
Markt ist also ein Begriff mit dem das “Geschehnis” von Angebot, Nachfrage, Preis und Leistung zum Ausdruck gebracht
wird. Mit dem Markt ist also nicht ein Ort gemeint und auch nicht das unmittelbare Handeln von Menschen - wie gleich
noch genauer zu sehen sein wird. Ein Geschehnis, etwas das sich Ereignet, das ist der Markt.
Doch nicht nur dass diese vier Eckpunkte grundlegend für einen Markt sind; sie stehen auch in einem gegenseitigen
Abhängigkeitsverhältnis. Bekannt sind das Verhältnis von Angebot und Nachfrage, auch das von Preis und Leistung. Alle
vier Punkte sind aufeinander bezogen und befinden sich in eine wechselseitigen Abhängigkeit. Jeder Punkt wirkt auf die
anderen drei. Der Preis einer Ware wirkt auf das Verhältnis von Angebot und Nachfrage und die Qualität einer Ware
ergibt sich nur bei einem bestimmten Preis was die Nachfrage in Bezug zum Angebot beeinflusst.
Wenn sich etwas derartig grundlegend offenbart kann man wohl von einer Naturgesetzlichkeit sprechen. Und tatsächlich
ist dieses überhaupt nicht abwegig. Wir brauchen eventuell nur die Begriffe austauschen. Nehmen wir als Beispiel eine
bestimmte Vogelart: damit dieser Vögel leben können brauchen sie bestimmte Nahrung. Sie fragen also eine Leistung
nach. Die Natur (-das Ökosystem) bietet das Angebot wenn auch zu unterschiedlichen „Preisen“ - je nach Jahreszeit
oder regionaler Gegebenheit oder Zahl der Artgenossen, die einem das Futter streitig machen (Nachfrage). Überall in der
Natur kann man dieses Prinzip von Angebot (was die Natur zu bieten hat) und Nachfrage, Preis (Aufwand, Mühe, Risiko)
und Leistung (Quantität und Qualität ) nachweisen. Man kann also grundsätzlich gesehen sagen, den
Marktmechanismus kann man überall beobachten oder umgekehrt ausgedrückt: was wir im allgemeinen wirtschaftlich
gesehen als Markt bezeichnen ist nichts anderes als ein spezifischer (auf menschliches Handeln bezogen) Sonderfall der
Natur.
Somit gilt: der Markt ist von natürlicher Kraft! Seine grundlegende Wirkungsweise ist naturgesetzlich (im Sinn “von der
Natur gesetzt”). Die Gravitation ist auch “von der Natur gesetzt”. Naturgesetzliches kann nicht rechtlich geregelt werden!
Die Natur hält sich nicht an die von Menschen gemachten Gesetze!
Bedeutsam ist noch die gewissermaßen “räumliche ebenen Beziehung”. Die - bildlich gesprochen - zweidimensionale
Ebene (Angebot - Nachfrage - Preis - Leistung) bezieht sich - als Beispiel - auf eine spezielle Leistung, z.B. ein lang
lebendes Konsumgut und eine andere Ebene bezieht sich auf eine Urlaubsreise. Wenn ein Konsument nicht in der Lage
ist den Preis für beide zu begleichen - obwohl er für beides Bedarf hat - entsteht durch den Konsument eine Beziehung
zwischen beiden Ebenen. Die vorrangige Nachfrage nach Urlaubsreisen, als Beispiel, geht zu lasten der Nachfrage nach
Konsumgütern und hat auf dieser Ebene Auswirkungen. Diese “räumlichen” Beziehungen können im wahrsten Sinn des
Wortes vielschichtig sein und dabei in verschiedene Richtungen der Ebene wirken. So sind Anbieter selber auch
Nachfrager. Ein Arbeitnehmer bietet seine Arbeitsleistung an. Gleichzeitig fragt er interessante Aufgaben nach und ein
angenehmes Betriebsklima. Wenn seine Nachfrage befriedigt wird ist er vielleicht sogar bereit, sein Angebot(die
Arbeitsleistung) preisgünstiger zur Verfügung zu stellen. Obwohl das natürliche Grundprinzip des Marktes recht einfach
ist, sind in der Wirklichkeit komplexe Beziehungen vorhanden und üben Einfluss auf andere Marktelemente aus.
Veränderungen, z.B. durch politische Einflussnahme, auf einer Ebene transformieren sich auf andere Ebenen die in
Konkurrenz dazu stehen und des weiteren auch auf Vorprodukte. Die Folgen eines Eingriffs können sich also ebenfalls
vielschichtig auswirken, obgleich man das gar nicht beabsichtigte. Der Markt offenbart sich somit als ein komplexes
Gebilde aus Angebot - Nachfrage - Preis und Leistung, bei dem jedes Teil - gewissermaßen jeder Wirtschaftszweig wie
ein holographisches Element der Naturgesetzlichkeit von Angebot - Nachfrage - Preis und Leistung gehorcht.
Wenn ich schrieb, der Markt sei in seiner grundlegenden Funktion naturgesetzlich bedeutet das auch, der Markt kann
nicht geregelt werden! Es gibt also keinen “geregelten Markt”, genauso wenig wie es eine “geregelte Erdanziehung” gibt.
Nun wird man Einwänden es gäbe doch eine ganze Reihe von Regeln, Vorschriften und Gesetzen für die einzelnen
Zweige der Wirtschaft. Das ist richtig. Nur beziehen sie sich auf das Handeln der Menschen, genauso, wie
entsprechende Regeln etc. für Hochbauingenieure oder Flugzeugbauer existieren. Bezogen auf den Markt kann man
diesen Regelkanon Marktwirtschaft oder freie Marktwirtschaft nennen. Damit wären wir bei den “ergänzenden” Begriffen
des Marktes: Marktwirtschaft, freie Marktwirtschaft, soziale Marktwirtschaft und Kapitalismus.
Zunächst bleibt fest zu halten, dass der Markt Ausdruck einer Naturgesetzlichkeit ist! Der Markt ist immer und er wirkt
immer. Sobald die vier magischen Eckpunkte gegeben sind wirkt die Naturgesetzlichkeit des Marktes. Wenn das aber so
ist, muss man durchaus erkennen, dass die Wirkung des Marktes nicht generell positiv für den Menschen sein muss, wie
ja auch andere Kräfte der Natur sich nicht generelle positiv auf den Menschen auswirken. Wenn ein Flugzeug abstürzt
hat nicht die Erdanziehung versagt! Die Kunst mit den Naturgegebenheiten profitabel für den Menschen umzugehen
macht die Profession im jeweiligen Bereich aus. So kann man sagen, dass unter Marktwirtschaft die Kunst verstanden
werden kann, die natürlichen Gegebenheiten des Marktes optimal zu nutzen. “Freie Marktwirtschaft” ist eher ein
politischer Begriff und so etwas ähnliches wie ein weißer Schimmel. Auf der hier formulierten Erkenntnisebene könnte
man allenfalls von funktionierender oder nicht funktionierender Marktwirtschaft reden. Auch der Begriff “soziale
Marktwirtschaft” hat mehr eine politische, genauer systemspezifischer Natur. Warum werde ich später begründen.
Der Begriff „Kapitalismus“ lässt sich nicht eindeutig erklären nimmt man die verschiedenen Meinungen aus den höheren
Etagen.Vieles wird unter diesen Begriff verstanden und zwar positives wie negatives. Für manche sind Marktwirtschaft
und Kapitalismus das Gleiche. Nimmt man aber das Wort etwas genauer in seine Bedeutung (italienische Lehnwort
„capitale“ − „Vermögen“ im Sinne der Kopfzahl eines Viehbestandes) und bezieht es auf unsere Zeit, so kann man unter
Kapital eine „Menge Geld“ verstehen. Mit „Ismen“ werden Denkrichtungen, Ideen, Ideologien, Vorstellungen bezeichnet
(außer Kapitalismus, Sozialismus, Individualismus, Nationalismus etc.). So kann man durchaus sagen, unter
Kapitalismus ließe sich eine Denk- und Handelsweise verstehen in deren Mittelpunkt das Kapital (in Form von
Geldvermögen oder Sachvermögen) steht. Kapitalismus ist demnach, wenn vom Kapital her gedacht wird. Später werde
ich zeigen, wie stark diese Denkweise vom Kapital her den Alltag der Menschen beeinflusst.
Markt, Marktwirtschaft und Kapitalismus stehen entsprechend unserer Betrachtung wie folgt zueinander:
Der Markt bezeichnet ein grundsätzliches, natürliches Wirkungsprinzip aus Angebot, Nachfrage, Leistung und Preis; die
Marktwirtschaft ist ein rechtliches und politisches Ordnungsprinzip, also ein System - oder das Know-How, mit dem
versucht wird möglichst optimal dem Markt gerecht zu werden und der Kapitalismus beeinflusst, genauer beherrscht
dieses Ordnungsprinzip durch das „denken vom Kapital her“. Die Ordnung, nachdem der Markt funktionieren möge,
möge sich also der Denkweise vom Kapital her fügen. Wie das funktioniert, und ob das auf Dauer funktionieren kann,
werden wir noch untersuchen. Doch nochmals der Hinweis, wir befinden uns ganz unten bei der Sohle unseres riesigen
Finanz- und Wirtschaftsgebäudes um eine grundsätzliche Betrachtung des selbigen vorzunehmen. In den höheren
Etagen werden die Erkenntnisse, die wir hier unten haben, nicht unbedingt geteilt. So gilt der Markt nicht als eine
Naturgegebenheit, sondern ist eher etwas abstraktes, metaphysisches, bei dem “unsichtbare Hände” im Spiel sind und
das sogar versagen kann. Diese Vorstellungen vom Marktversagen möchte ich im folgenden betrachten und bewerten.
Doch zuvor ein kurzer Blick auf die ehemaligen kommunistischen Staaten mit ihrer Plan-, Staats- und
Kommandowirtschaft.
Wenn ich nun schreibe in der DDR und in der Sowjetunion hat der Markt funktioniert, und zwar bestens, mag mancher
denken, nun ist es aber arg schräg! Doch etwas naturgesetzliches wie der Markt oder die Erdanziehung kann nicht
einfach durch Parteitags- oder Staatsratsbeschluss außer Kraft gesetzt werden. So hat man (als Beispiel) die Höhe der
Löhne und die Preise aus politischen Gründen festgelegt. Nun haben wir gesehen, dass der Preis einer Leistung im
Markt nicht unbedingt durch Geld zu entrichten ist (siehe dazu das Kapitel Preis). Mühe und Aufwand können einen
großen Teil des Preises ausmachen. Um eine bestimmte Ware kaufen zu können, war ein bestimmter Preis zu entrichten
der sich aus Geld, Wartezeit (Schlange stehen) und / oder “Beziehungen aufbauen” bestand. Wie Kommunisten und
Sozialisten nun mal sind in ihrer gemeingefährlichen Naivität, haben sie geglaubt, den Markt (also ein Naturgesetz) aus
tricksen zu können, indem sie die Geldmenge (also etwas ohne Wert an sich) begrenzten die notwendig ist um eine
bestimmte Leistung zu bekommen ohne gleichzeitig die Wartezeit und das Beziehungsgeflecht zu begrenzen, die ja
wesentliche Preiselemente waren - realistisch betrachtet. Das Ergebnis war, der Markt funktionierte aber nicht zum
Vorteil der Menschen.
Doch auch in den marktwirtschaftlichen Staaten gibt es Handlungen gegen den Markt, der dennoch funktioniert: als
Beispiel sei der illegale Drogenmarkt genannt. Auch hier gibt es Nachfrage, Angebot, Leistung und Preis. Der Preis ist
hoch, weil das Risiko mit dieser Ware zu handeln hoch ist. Der hohe Preis ist Anreiz das Geschäft (mit gigantischen
Gewinnen) zu betreiben und das Geschäftsfeld auszuweiten. Das “Naturgesetz Markt” funktioniert immer, auch wenn es
nicht zum Vorteil des Menschen ist. Ein aktuelles Beispiel wie der Markt funktioniert auch gegen den Willen staatlicher
Instanzen ist der “Flüchtlingsmarkt”.
Bei der Betrachtung des Phänomens Markt ist vielleicht aufgefallen, dass dem “Preis” verschiedene Facetten zugeordnet
wurden (Aufwand, Mühe, “Schlange stehen”,Risiko und “etwas in Kauf nehmen”). Ich denke, es ist vorteilhaft, sich mit
dem Preis gesondert zu beschäftigen, denn bei ihm handelt es sich nicht alleine um eine Menge Geld, wie das in den
höheren Etagen geglaubt wird.
Der Markt - funktioniert immer
Vorläufige Fassung: an dieser Seite wird noch gearbeitet!
Klaus Dieter Schley, 2011 - 2019